15. Oktober 2024
Ein Bild das vor 100 Jahren um die Welt ging! Die LZ 126 landet am 15. Oktober 1924 in Lakehurst/USA. Am Steuer: der gebürtige Ortenberger Ludwig Marx!
In diesen Tagen jährt sich zum 100. Mal eine Begebenheit, die damals als Weltereignis gefeiert wurde. Eine wesentliche Rolle dabei spielte Ludwig Marx, der 1879 in Ortenberg (heute Obere Matt 14) geborene Sohn des aus Biberach stammenden Josef Marx und dessen Frau Elisabeth Bahr (geb. Freudental 20), Ludwig Marx. Er war das vierte von 12 Kindern.
Ludwig Marx war seit 1899 Mitarbeiter des Grafen Zeppelin und seit 1909 Luftschiff-Steuermann und Filmer. Im Sommer 1924 widmete ihm sogar die New York Times einen eigenen Artikel für seine 25 Jahre Unfallfreiheit als Zeppelin-Luftschiffer. Zehn Jahre später wurde er für seine 3.600ste Zeppelin-Fahrt ausgezeichnet. Er hat seine Heimat nie vergessen und drehte, wenn es „auf dem Weg lag“ zum Gruß ab und zu einer Ehrenrunde über Ortenberg.
Was aber war das angesprochene „Weltereignis“?
Am 12. Oktober 1924 startete die Crew um Kapitän und Nachfolger des Grafen Zeppelin Dr. Hugo Eckener in Friedrichshafen mit dem Zeppelin LZ 126 zur Atlantiküberquerung. Das später im Dienst der US Navy in „USS Los Angeles“ umbenannte Luftschiff war Teil der deutschen Reparationszahlungen an die USA als Folge des Ersten Weltkriegs. Die Fahrt hielt Ludwig Marx auch im Film fest.
Am 15. Oktober wurden die erfolgreichen Luftschiffer nach einer Fahrzeit von 81 Stunden und 8050 Kilometern bei der wohlbehaltenen Ankunft in Lakehurst von der US-amerikanischen Bevölkerung und der Presse begeistert begrüßt. Tausende Menschen hatten sich auch an der Luftschiffhalle eingefunden. Die Landung war Thema zahlreicher Titelseiten von Zeitungen auf der ganzen Welt. Am Steuer: der Ortenberger Ludwig Marx! Als das Schiff kurz zuvor über dem New Yorker Hafen kreiste, ertönten sämtliche Schiffs- und Feuerwehrsirenen.
Später wurden die Luftschiffer, für die auch eine Konfettiparade auf dem Broadway veranstaltet wurde, als „Botschafter des Friedens“ von Präsident Calvin Coolidge offiziell im Weißen Haus empfangen. Diese Ablieferungsfahrt erhielt so nachträglich den Charakter einer Friedensmission im Sinne einer Wiederaussöhnung zwischen Deutschland und den USA nach dem Ersten Weltkrieg. Sie geriet zu einem Welterfolg und legte den Grundstein für die Wiederbelebung des Luftschiffgedankens. Ludwig Marx bildete auch die amerikanische Crew für das Luftschiff aus.
Nach der erfolgreichen Ablieferungsfahrt mit dem LZ 126 wurde Marx Erster Steuermann auf dem Star aller Zeppeline, der LZ 127 Graf Zeppelin, dem erfolgreichsten Luftschiff aller Zeiten. Auf 590 Fahrten transportiert sie in neun Jahren mehr als 34.000 Passagiere. Sie absolviert nicht nur die erste kommerzielle Atlantiküberquerung in der Luft und die ersten regelmäßigen Transatlantikfahrten, sondern etliche spektakuläre Sonder-Fahrten. Darunter war etwa auch eine weltweit im Rampenlicht ablaufende spektakuläre Weltumrundung. Auch wurden etliche – auch bis heute ungebrochene – Rekorde aufgestellt. Dessen Nachfolgeschiff war die 1937 verunglückte LZ 129 „Hindenburg“.
Ludwig Marx (gest. 1942) hatte keine Nachkommen, ließ aber den Kontakt zu seiner Heimatgemeinde nie abreißen. So hielt er etwa 1928 im Ochsen vor der begeisterten Bevölkerung einen Lichtbildvortrag über seine Erlebnisse. Eine Bildermappe mit persönlicher Widmung befindet sich im Gemeindearchiv. Es gab außer ihm bis heute wohl niemand aus Ortenberg, dem in New York eine Konfetti-Parade gewidmet wurde und der vom US-Präsidenten im Weißen Haus empfangen wurde!